Donnerstag, 9. Juli 2015

Geh deinen Weg, und lass die Leute reden

Aufrecht gehen muss gelernt sein

"Geh deinen Weg, und lass die Leute reden", könnte ein Lebensmotto sein, um einigermaßen gut durch das Leben zu kommen. Selber zu machen und zu tun was man will. Diesen Mut bringen nur wenige Menschen auf. Viele Menschen lassen sich durch das Gerede der Leute zu stark beeinflussen. Viele Menschen hören nicht auf ihre eigene innere Stimme und bringen nicht den Mut auf, ihren eigenen Weg zu gehen. Im Film "Matrix" gibt es eine Szene wo Morpheus zu Neo sagt, "Ich kann dir nur den Weg zeigen, gehen musst du ihn selbst." Im Film Matrix zeigt der Meister seinem Schüler den Weg, nachdem Neo den Weg beschritten hat, um seinen Meister zu finden.
Karl Marx hatte seinen Meister, oder besser gesagt seine Meister, in Hegel und Feuerbach gefunden und ähnlich wie Neo Morpheus überflügelt hat, hat Karl Marx die beste Synthese zwischen Hegel und Feuerbach gefunden. Die dialektische Logik Hegels wurde kongenial mit dem Feuerbachschen Materialismus kombiniert, nicht ohne die beiden Philosopen vorher zu kritisieren, genauestens zu analysieren und sie auseinanderzunehmen. Marx hatte Hegel vom Kopf auf die Füße gestellt und die feuerbachsche Religionskritik auf die sozialen Zusammenhänge der Gesellschaft übertragen. Nach den kurzen philosophischen Ausflügen hatte Marx sich vorgenommen, nach der Veröffentlichung des kommunistischen Manifestes, die kapitalistische Produktionsweise, die zutiefst chaotisch und anarchisch abläuft, näher unter die Lupe zu nehmen. Seine Analysen führten vom Fetischcharakter der Waren hin zu seiner Mehrwerttheorie, indem er wissenschaftlich auf dialektisch materialistische Art nachweist, dass die Arbeitskraft die die Arbeitnehmer verkaufen müssen um zu überleben, den besitzenden Klassen große Profite einbringen und so ihre Macht und Herrschaft sichern und stärken. Die lohnabhängig Beschäftigten schmieden sich ihre eigenen Ketten. Bei sehr guten Löhnen werden die Arbeiter nicht freier, sondern schmieden sich lediglich goldene Ketten, die ihnen erlauben etwas größere Tortenstücke vom Kuchen abzubekommen. Manche abhängig Beschäftigten kriegen saftige Stücke, andere werden nur mit Brosamen abgespeist.
Wirtschafts- und Finanzkrisen fallen nicht vom Himmel, sondern sind Teil des Systems in dem Überkapazitäten abgebaut und Arbeitskräfte "freigesetzt" werden. Privilegiertere Gesellschaftsmitglieder trifft die Krise zwar auch hart, aber nicht so hart wie Menschen die keinerlei oder nur wenige Privelegien haben. Menschen in der sogenannten "Dritten Welt" trifft die Krise härter als in den kapitalistischen Metropolen.
Aufrecht zu gehen ohne sich in irgendeiner Weise zu korrumpieren oder sich wenigstens nicht schuldig zu machen ist in dieser Welt sehr schwer. Die Krise ist für kapitalistische Gesellschaften ein zweischneidiges Schwert, in Krisenzeiten können, so Marx, alte Geister der Vergangenheit heraufbeschworen werden oder es können auch progressive Kräfte Oberwasser gewinnen. Zur Krise im Kapitalismus werde ich später noch was schreiben.
Wichtig ist festzuhalten, dass aufrecht gehen und wahre Erkenntnisse zu verbreiten nicht risikolos ist. Mit seinem Werk das "Kaptital" hat Karl Marx wahre Erkenntnisse über die kapitalistische Produktionsweise verbreitet. Wie schon erwähnt hat er den Fetischcharakter der Ware beschrieben und die Mehrwerttheorie entwickelt, die Mehrwerttheorie hatte Friedrich Engels einmal als die zweite wissenschaftliche Entdeckung beschrieben. Nachdem Marx, so Engels, schon entdeckt hat, dass der Mensch erst essen, trinken, schlafen und arbeiten muss, bevor der Mensch sich der Religion, Philosophie, Kunst, Wissenschaft und Politik widmen kann.
Das Hauptwerk von Marx ist "ein Geschoss in das Mark des Kapitalismus", so wiederum sein Freund Engels.
Als die erste Auflage des Kapitals erscheint, schreibt Karl Marx am Ende seines Vorwortes.
"Jedes Urteil wissenschaftlicher Kritik ist mir willkommen. Gegenüber den Vorurteilen der sogenannten öffentlichen Meinung, der ich nie Konzessionen gemacht habe gilt mir nach wie vor der Wahlspruch des großen Florentiners: 'Segui il tuo corso, e lascia dir le genti!' [Geh deinen Weg, und lass die Leute reden.]"


Karl Marx im Jahr 1867, dem Jahr in dem die erste Auflage des "Kapitals" erschien.



Francis Wheen, ein englischer Journalist und Autor einer Biografie von Karl Marx, schreibt folgendes in seinem Buch 'über Karl Marx - Das Kapital'.
„Hätte "Das Kapital" mit der gesprengten kapitalistischen Hülle und der Expropriation der Expropiateure geendet, wäre es womöglich als ein im wesentlichen prophetisches Werk über den zwangsläufigen Untergang des Kapitalismus aufgefasst worden. Aber so wendet der Verfasser sich zum Schluss von den Bedrückern weg wieder den Opfern zu und verabschiedet sich mit einer Reprise des Leitmotivs: Was auch immer sein Los sein wird, mag er noch ein Jahrhundert oder ein Jahrtausend bestehen - der Kapitalismus lebt von Ausbeutung. Wir sind dort angekommen, von wo wir ausgingen, in einer Hölle auf Erden, die einer diesseitigen Variante von Dantes Inferno gleicht. 'Was kümmert`s dich, was die raunen?', fragt Vergil Dante im fünften Gesang des Purgatio. 'Folge mir nach und lass die Leute reden!' [Vien retro a me, e lascia dir le genti!]. Marx der keinen Vergil als Führer hatte, zitiert den Vers in abgewandelter Form als 'Wahlspruch' am Ende seines Vorwortes zur ersten Auflage des "Kapitals", um klarzustellen, dass er den Vorurteilen der sogenannten öffentlichen Meinung' keine Zugeständnisse machen wird: 'Segui il tuo corso, e lascia dir le genti!' [Geh deinen Weg, und lass die Leute reden.] Von Anfang an ist also das "Das Kapital" als ein Abstieg in unterweltliche Regionen angelegt, und noch mitten in komplexen theoretischen Überlegungen evoziert der Verfasser einen plastischen Eindruck von der Szenarie und Bewegungen der gesellschaftlichen Kräfte im Kapitalismus.“