Mittwoch, 20. Dezember 2017

Das Geheimnis des Lebens

Ein Gesetz des Lebens???!!

In der Karl Marx Biografie zitiert Francis Wheen die Eindrücke von dem amerikanischen Journalisten John Swinton, als dieser Karl Marx besucht hatte.

„Wir redeten über die Welt, über die Menschen, über die Zeit und ihre Ideen, während der Klang unserer Gläser sich mit dem Rauschen der See mischte. Die Eisenbahn erwartete niemanden mehr, und die Nacht brach herein. Beim Nachdenken über die Geräusche und den Lauf der Zeit und der Jahre, im Gespräch über den Tag und die Szenen des Abends stieg in mir eine Frage auf, die das Grundgesetz des Seins berührte und auf die ich von diesem Weisen eine Antwort haben wollte.
Nachdem wir alle Tiefen der Sprache und alle Höhen der Emphase durchmessen hatten, unterbrach ich eine lange Pause des Schweigens und wandte mich an den Revolutionär und Philosophen mit den schicksalhaften Worten: „Was ist???“


Und es war, als ob sein Geist einen Moment umkehre, während er auf die brüllende See und das rastlose Treiben des Strandes blickte. „Was ist???“, hatte ich gefragt, worauf er in dunklem, feierlichem Ton antwortete:

Kampf!!!

Zunächst glaubte ich einen Nachhall von Verzweiflung zu hören, aber vielleicht war es das Gesetz des Lebens.“

New York Sun, 6. September 1880

Mittwoch, 13. Dezember 2017

Was ist Dialektik???

Ein kleines Beispiel aus der weiten Welt der Mathematik

Friedrich Engels, der gute Freund von Karl Marx ging der Dialektik naturphilosophisch auf den Grund und hat versucht dialektische Zusammenhänge aus der Naturwissenschaft zusammen zu tragen.
Ein kleine dialektische Methode stellt er anhand eines Beispieles aus der Dreiecksberechnung vor.

"Trigonometrie.
Nachdem die synthetische Geometrie die Eigenschaften eines Dreiecks, an sich betrachtet, erschöpft und nichts Neues mehr zu sagen hat, eröffnet sich ein erweiterter Horizont durch ein sehr einfaches, durchaus dialektisches Verfahren. Das Dreieck wird nicht mehr an sich und für sich betrachtet, sondern im Zusammenhang mit einer andern Figur, dem Kreis.

Jedes rechtwinklige Dreieck kann als Zubehör eines Kreises betrachtet werden: Ist die Hypotenuse = r, dann die Katheten sin und cos, ist eine Kathete = r, dann die andre = tg, die Hypotenuse = sec. Hierdurch bekommen Seiten und Winkel ganz andre, bestimmte Verhältnisse zueinander, die ohne diese Beziehung des Dreiecks auf den Kreis unmöglich zu entdecken und zu benutzen, und eine ganz neue, die alte weit überreichende Dreieckstheorie entwickelt sich, die überall anwendbar, weil jedes Dreieck in 2 rechtwinklige aufgelöst werden kann.


Diese Entwicklung der Trigonometrie aus der synthetischen Geometrie ist ein gutes Exempel für die Dialektik, wie sie die Dinge in ihrem Zusammenhange faßt statt in ihrer Isolierung."



Dialektik der Natur, (vgl. MEW Bd. 20, S. 528)

Hier ein Einführungsvideo von YouTube dazu:



Ein weiterer Link zu einem etwas kürzerem YouTube-Video zum Thema:
Trigonometrie: Sinus & Kosinus auch im Bogenmaß erklärt!!!

Dienstag, 12. Dezember 2017

Arbeit und Ware von Marx einfach erklärt

Ware, Tauschwert und Arbeit

Im Juni 1865 hielt Karl Marx einen Vortrag vor dem Rat der Internationalen Arbeiterassoziation, woraus der Marx-Biograph Francis Wheen folgende Absätze aneinanderreihte um zu zeigen, wie Marx ökonomische Zusammenhänge verständlich erklären konnte:

"Da die Tauschwerte der Waren nur gesellschaftliche Funktionen dieser Dinge sind und gar nichts zu tun haben mit ihren natürlichen Qualitäten, so fragt es sich zunächst: Was ist die gemeinsame gesellschaftliche Substanz aller Waren? Es ist die Arbeit. Um eine Ware zu produzieren, muß eine bestimmte Menge Arbeit auf sie verwendet oder in ihr aufgearbeitet werden. Dabei sage ich nicht bloß Arbeit, sondern gesellschaftliche Arbeit. Wer einen Artikel für seinen eignen unmittelbaren Gebrauch produziert, um ihn selbst zu konsumieren, schafft zwar ein Produkt, aber keine Ware. ... Eine Ware hat Wert, weil sie Kristallisation gesellschaftlicher Arbeit ist.[1] Preis ist an sich nichts als der Geldausdruck des Werts.[2] Was der Arbeiter verkauft, ist nicht direkt seine Arbeit, sondern seine Arbeitskraft, über die er dem Kapitalisten vorübergehend die Verfügung überläßt.[3] Unterstellt nun, daß die Produktion der Durchschnittsmenge täglicher Lebensmittel für einen Arbeitenden 6 Stunden Durchschnittsarbeit erheischt. Unterstellt überdies auch, 6 Stunden Durchschnittsarbeit seien in einem Goldquantum gleich 3 Schilling vergegenständlicht. Dann wären 3 Schilling der Preis oder Geldausdruck des Tageswerts der Arbeitskraft jenes Mannes.[4] Durch die Bezahlung des Tages- oder Wochenwerts der Arbeitskraft des Spinners hat nun aber der Kapitalist das Recht erworben, diese Arbeitskraft während des ganzen Tags oder der ganzen Woche zu nutzen. Er wird ihn daher zwingen, sage 12 Stunden täglich zu arbeiten. ... Indem der Kapitalist 3 Schilling vorschießt, realisiert er also einen Wert von 6 Schilling, weil ihm für den von ihm vorgeschossenen Wert, worin 6 Arbeitsstunden kristallisiert sind, ein Wert zurückerstattet wird, worin 12 Arbeitsstunden kristallisiert sind. Durch tägliche Wiederholung desselben Prozesses wird der Kapitalist täglich 3 Schilling vorschießen und täglich 6 Schilling einstecken, wovon eine Hälfte wieder auf Zahlung des Arbeitslohns gellt und die andre Hälfte den Mehrwert bildet, für den der Kapitalist kein Äquivalent zahlt. Es ist diese Art Austausch zwischen Kapital und Arbeit, worauf die kapitalistische Produktionsweise oder das Lohnsystem beruht und die ständig in der Reproduktion des Arbeiters als Arbeiter und des Kapitalisten als Kapitalist resultieren muß.[5]"
Diese Auszüge aus dem Erstdruck des Vortrages erschien erst nach Karl Marx Tod im Jahre 1898 unter dem Titel "Value, Price and Profit". Karl Marx fand seinen Vortrag als zu einfach und unausgegoren. Er wollte diese Schrift auch nie selbst veröffentlichen, seine jüngste Tochter Eleanore Marx war eine ganz praktische und handelnde Persönlichkeit und mit ihrer Herausgabe der Schrift brachte sie Marx ökonomische Studien vor allem den englischen ArbeiterInnen nahe. Karl Marx referierte in englischer Sprache und aus dem Englischen übersetzte Eleanore Marx diese Niederschrift ins Deutsche. Marx und die Engländer, eine Geschichte für sich. Die folgende BBC Dokumentation auf YouTube mit der Journalistin Stephanie Flanders zeigt das Interesse der Briten heute an Charly Marx.



Quellennachweise:
[1]=[Marx: Lohn, Preis, Profit, (vgl. MEW Bd. 16, S. 123)]
[2]=[Marx: Lohn, Preis, Profit, (vgl. MEW Bd. 16, S. 127)]
[3]=[Marx: Lohn, Preis, Profit, (vgl. MEW Bd. 16, S. 130)]
[4]=[Marx: Lohn, Preis, Profit, (vgl. MEW Bd. 16, S. 132)]
[5]=[Marx: Lohn, Preis, Profit, (vgl. MEW Bd. 16, S. 133-134)]